| Reportage

Entsorgung auf dem Brokser Heiratsmarkt

Ein Sitz aus Paletten.
Wer hat noch nicht, wer kehrt nochmal? An den Markt-Tagen wird jeden Morgen für Ordnung gesorgt.

Dichtes Gedränge auf den Wegen, der Duft von herzhaften und süßen Leckereien und laute Musik aus den Zelten und den Boxen der Fahrgeschäfte. In Bruchhausen-Vilsen ist die fünfte Jahreszeit angebrochen. Der Brokser Heiratsmarkt geht 2022 wieder in alter Pracht über die Bühne. Das bedeutet mehr als neun Hektar Karussells, „Fressbuden“ und Unterhaltung in allen Farben und Formen. 3000 Quadratmeter davon entfallen allein auf Ausstellungsflächen in Gewerbezelten. 2019 schlenderten nach Angaben der Veranstalter mehr als 400.000 Menschen über die Kirmes des Luftkurortes. Mit der Entsorgung der dabei entstehenden Abfälle ist seit vielen Jahren die AWG Bassum als zuverlässiger Entsorger betraut. Früh morgens, abseits der Markt-Hektik, sind täglich Teams für Sie in sauberer Mission unterwegs.

 

 

Samstag, endlich ausschlafen. Ein Privileg, dass am Brokser-Markt-Wochenende einer handvoll Menschen nicht vergönnt ist. Die Uhr zeigt 5.45 Uhr. Als sich Reinhold Müller, Fuhrparkleiter bei der AWG Bassum am Mini-Wertstoffhof Bruchhausen-Vilsen einfindet, liegt noch Dunkelheit über dem Marktgelände. „… so ist der Plan. Und vom Sportplatz arbeiten wir uns dann zum Denkmal vor“, beendet Lars Walter vom gleichnamigen Hilfsservice, mit dem die AWG Bassum kooperiert, gerade die Planung mit seinem Team. Acht Spots im Außenbereich des Marktgeländes gilt es zu säubern. Die Flächen direkt vor den Buden sind von den Schaustellerinnen und Schaustellern sauber zu halten.

 

 

Das Team teilt sich auf. Ein Doppelgespann treibt mit Laubbläsern losen Abfall zusammen, sodas er mit einer Kehrmaschine aufgesammelt warden kann. Ein weiterer zieht mit einem kleinen Radlader los und sammelt die vollen Säcke ein. Reinhold Müller schließt sich Manuela und Markus vom Hilfsservice an - man duzt sich nordisch gelassen. Das Trio macht sich direkt auf zum Sportplatz. Auf dem Weg dorthin sondiert Müller die Lage. „Das sieht auf den ersten Blick dieses Jahr viel sauberer aus“, staunt er und erinnert sich an vermüllte Kreuzungen früherer Ausgaben des Brokser Marktes. Schwer zu glauben, säumen doch etliche Alkoholflaschen, Pommesschalen, Trinkbehälter, zerbrochene Flaschen und mehr die Wege. Das rascheln der Abfallbeutel kündigt an, dass die Reinigungsprofis zu Werke gehen. Im Sekundentakt landen die Hinterlassenschaften in den Säcken.

 

 

„Früher sind wir mit einem Hecklader durch die Straße gefahren, haben die Abfälle in Säcken gesammelt und diese dann hinten in die Schüttung geworfen“, blickt Müller während der Arbeit zurück. Anfang der 2000er-Jahre wurde das Verfahren optimiert. Seitdem gibt es einen Sammelplatz mit Großbehältern für die Abfälle der Schaustellerinne und Schausteller sowie Besucherinnen und Besucher. Schon nach dem ersten Markttag ist einer der Altpapiercontainer bis zum Rand gefüllt. AWG-Fahrer Florian Meyer kippt gerade einen Restabfallcontainer mit seinem Überkopflader. Bei der Wiegung im Entsorgungszentrum Bassum erfährt er, dass er am ersten von ingesamt vier Leerungstagen rund 3,8 Tonnen Abfälle vom Brokser Markt eingesammelt hat.

 

 

Ganz alleine sind wir an dem Morgen übrigens nicht. Einige Jahrmarktbesucher haben ihren Rausch auf dem Gelände ausgeschlafen und werden langsam wach. Ein Herr geht mit noch unsicheren Schritten und einer leerer Bierkiste in der Hand gen Marktausgang. „Entschuldigen Sie“, ertönt an anderer Stelle eine Frauenstimme aus einem Kleinwagen. Sie erkundigt sich nach einem Jugendlichen mit kurzer Hose. „Ich soll ihn hier irgendwo abholen, sein Mobiltelefon ist jetzt aber aus“, erklärt sie. Mit wagen Angaben macht sie sich wieder auf den Weg. Auf Höhe des Sportplatzes kreutzt ein älterer Mann mit einem roten Fahrradanhänger den Weg. Im Anhänger stapeln sich Biergläser und Pfandflaschen. „Ich arbeite mit dem Gasthaus hier zusammen“, erklärt er. Ein Kollege im Geiste quasi. Nur wenige Marktbesucherinnen und -besucher würden die Biergläser vom Stand wieder abgeben. Die meisten Trinkgefäße fristen stattdessen ihr ausgeleertes Dasein am Wegesrand.

 

 

 

Mittlerweile ist Reinhold Müller auf einem der Parkplätze angekommen. Wo sich am Tag die Autos aneinander reihen, weht jetzt eine Papierserviette wie in einem Western über den Acker und wird von einem Bierglas aufgehalten. Zusammen mit einer leeren Energy-Drink-Dose wandert sie wenige Sekunden später in den Sack zu den anderen Hinterlassenschaften. Der Abfall an sich hat sich auf dem Freimarkt nicht verändert, sagt Müller, von Nachhaltigkeit keine Spur. Eine Veränderung macht er dennoch aus: „Die Menschen scheinen besser aufzupassen und ihren Abfall auch wirklich wegzuwerfen. Es liegt weniger herum als sonst.“ Ein achtsamer Umgang mit den Abfällen wird auch auf den Stromkästen sichtbar, auf denen Pfandflaschen zusammengestellt wurden.

 

 

 

Die morgendliche Patrouille über das Gelände wird trotzdem unverzichtbar bleiben. Denn hier schließt sich der Kreis: Wo gefeiert wird, fällt Abfall an. Und so werden Manuela, Markus sowie ihre Kolleginnen und Kollegen bis zum krönenden Abschluss des Brokser Marktes am Dienstag jeden Morgen um 6 Uhr durch die Marktstraßen ziehen und die Fahrer der AWG Bassum die Behälter und Container leeren.

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